Collagen

Die Collage ist eine eigenständige Facette im Oeuvre von Rolf Knie. Der Künstler erfindet sich immer wieder neu und entwickelt sich permanent weiter. „Wenn ich etwas Neues sehe, dann muss ich es ausprobieren. Ich will ständig unterwegs sein.“ 
Genau so mag man sich die Situation vorstellen, als Rolf Knie 2008 zufällig im Fundus des Circus‘ Knie stöberte. Er stieß auf mehrere Holzkisten, die wahre Schätze in sich bargen: Werbeplakate und wertvolle Lithographien der 4. Generation der Circusdynastie. Die Drucke reichen zurück bis in die 1930er Jahre, sind Zeitdokumente von fast historischem Wert. Aus dieser Fundgrube konnte Rolf Knie nun aus den Vollen schöpfen. 
Die Collage, auch Klebebild genannt, entsteht durch das Übereinanderkleben von Materialien, wobei ein neues Ganzes geschaffen wird. Dabei können Zeitungsausschnitte, farbiges Papier, Bänder, Furnierstücke, Fotografien oder ähnliches verwendet werden. Rolf Knie zerreißt grob die Lithographien, Werbeplakate und ordnet die Fragmente neu auf der Bildfläche oder Leinwand an. 
Zum Teil stellt er unsere Sehgewohnheiten wortwörtlich auf den Kopf und negiert jegliche Tiefenräumlichkeit und Perspektive. Es existiert keine Unterscheidung zwischen Vorder- und Hintergrund, alle Details agieren autonom und gleichberechtigt neben- und miteinander.
Die Bildharmonien erzeugt Rolf Knie durch seine Zeichnungen, die die Motive zueinander in Beziehung setzen und verbinden. Er ergänzt die Darstellungen der Drucke malerisch oder integriert neue, eigenständige Bildfindungen. Die einzelnen Elemente der Collage erfahren eine innerbildliche Verschränkung.

Das Paradoxe: Gegenständlichkeit und Bildraum werden hergestellt und dennoch im Moment der Wahrnehmung zerstört. Hier steht Rolf Knie in bester Tradition zu Pablo Picasso, dem Erfinder der „Papiers collés“. Sein Werk „Stillleben mit Rohrstuhlgeflecht“ aus dem Jahre 1912 ist als erste Collage in die Kunstgeschichte eingegangen und stellt ein Schlüsselwerk des Analytischen Kubismus dar. 
Die Abkehr von einem fixen Betrachterstandpunkt; das Prinzip der Simultaneität; Einzelformen werden zueinander und zu ihrer Umgebung in vielfältige, rhythmisierende Beziehungen gesetzt; die Verwendung von Schrift im Bild – dies findet sich gleichsam in den Papierarbeiten von Rolf Knie.