• Meine Kunst sehen und fühlen

Original auf Chapiteau

Weltweit einzigartig ist Rolf Knies Malerei auf Chapiteau. Dabei war es 1986 eher ein Zufall, durch den Rolf Knie zu seinem ungewöhnlichen Malgrund fand. „Ich saß im Freien, zeichnete, malte, und da ging mir das Papier aus. In meiner Ungeduld schielte ich zum Sattler hinüber, der sich in der Nähe mit Flickarbeiten am Zelt beschäftigte. Ich wollte unbedingt weiterarbeiten und so schnappte ich mir kurz entschlossen einen Zeltflick und stellte fest, dass ich damit gut bedient war. Das Stück ließ sich ganz phantastisch bearbeiten.“ Die Malerei auf Capiteaus ist ihm bis heute als Prestige und Alleinstellungsmerkmal seiner Kunst vorbehalten. Nicht selten sind die metallverstärkten Ösen, herunterhängenden Seile oder die aufgenähten Verstärkungen der Circuszeltplanen ein wichtiger Bestandteil der Arbeiten und bestimmend für die Gesamtkomposition. Sperrig, raumgreifend und unkonventionell lassen sich die Chapiteaus nicht in einen Bilderrahmen zwängen. Sie erscheinen vielmehr als Objektbilder mit ihrer dreidimensionalen Haptik. Genialer und unmittelbarer mag die Verbindung – die Einheit – zwischen Vita und Kunst nicht sein. Die Werke fungieren als Zeit- und Zeltdokumente gleichermaßen, als das Innere des Circus’. Authentisch und mit unnachahmlicher Intensität gibt Rolf Knie die Clowns und Tiere aufmerksam, echt und beseelt auf einem Stück Circuszelt wieder, in dem er selbst gearbeitet und als Clown vor das Publikum getreten ist. Er ist ein Stück vom Bild, als Künstler ein Spiegelbild seiner selbst. „Für einen Künstler ist es von Vorteil, nahe an seinem Objekt zu sein. Er soll nahe rangehen, die unmittelbare Nähe suchen. Wenn ich auf einem Pferd saß, spürte ich jeden Muskel des Tieres, ich beobachtete es genau. Heute weiß ich: wenn ich die Umrisse eines Pferdes zeichne, dann muss die Linie so und so verlaufen, sonst lebt sie nicht. Die hautnahe Erfahrung ist ein unschätzbarer Vorteil. Körper, Situationen und Ausdruck – alles muss in eine Einheit gebracht werden. Wenn ich auf der Circusleinwand die Bilder meiner Jugend wieder hervorrufe, komme ich auch zu mir zurück.“ Der Artist wird zum Künstler, der Künstler wird zum Artisten. So schließt sich der Kreis.
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Grafiken - Original oder nur ein Druck?

Das Argument ist sicher richtig, dass man mit Auflagen Kunst auch den Menschen nahe bringen möchte, für die Originalgemälde zumeist nicht erschwinglich sind. Dennoch darf die Druckgrafik nicht als minderwertige Sparte verstanden werden. Lange Zeit galt die fast dogmatische Haltung, dass eine Druckgrafik nur dann als Original bezeichnet werden darf, wenn der Künstler die Druckform – das heißt beim Holzschnitt den Druckstock, bei der Radierung die Kupferplatte, bei der Lithografie den Stein und bei der Serigrafie das Sieb – selbst gefertigt, hergestellt und mit eigener Hand bearbeitet hat. Wenn man die Begrifflichkeiten derart eng definiert, müsste man den großen Meistern des 16. und 17. Jahrhunderts die „Echtheit“ ihres druckgrafischen Werkes absprechen. Albrecht Dürer etwa beschäftige eine ganze Gruppe von Schülern, die nach seinen Vorlagen die Druckstöcke für seine Holzschnitte fertigten. Oder woran kann man erkennen, ob eine Lithografie von Marc Chagall selbst oder seinem Lithografen Sorlier in den Stein gezeichnet wurde? Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Joseph Beuys oder Max Bill haben nachweislich ihre Druckformen nicht selbst hergestellt. Mag man noch einen Schritt weiter gehen: Jeff Koons entwickelt bei einigen seiner Gemäldeserien die Bildidee am Computer, fügt collageartig seine Motive zueinander und versieht jedes noch so kleine Feld mit einer Zahl. Anhand dieser Nummer wissen Koons‘ zahlreiche Werkstattmitarbeiter, welche Farbe sie für ihr ganz persönliches „Malennach-Zahlen“-Spiel verwenden müssen. Wo zieht man nun die Grenze zwischen Original und Nicht-Original? Was, wenn ein Künstler Applikationen oder nachträglich Übermalungen auf seinen Drucken aufbringt? Begnügt man sich dann mit der Beschreibung „Unikat innerhalb der Auflage“? Rolf Knies „Multiples“ sind streng limitiert, nummeriert, signiert und mit einem nicht sichtbaren Sicherheitscode versehen. Mit seinem drucktechnischen Berater Renzo Nucara experimentiert Rolf Knie mit extrudierenden (hinausdrängenden) Farben, die sich leicht plastisch anfühlen, sich sogar durch eine leicht reliefartige Wirkung auszeichnen. Mit einer solch sinnlich spürbaren Haptik und seinen beliebten Farbvariationen ist Rolf Knie in eine neue Dimension der Druckgrafik vorgestoßen.
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Skulpturen

Das Thema der figürlichen Plastik ist seit jeher ein unerschöpfliches Feld an Ausdrucksmöglichkeiten. Ähnlich wie Rolf Knies vielfältige Malerei, die sich stets aus reiner Freude am Experiment und spielerischem Antrieb heraus entwickelt, darf man auch den Zugang zur Skulptur verstehen. Eine Idee, eine Vision trifft auf einen fruchtbaren und inspirierenden Austausch mit dem mallorquinischen Bildhauer Miguel Sarasate. Entstanden sind monumentale Eisen- und Bronzestatuen von monumentaler Erscheinung und gewaltigem Gewicht. Für besonderes Aufsehen sorgte 1996 die Skulptur „circ en ferro“. Mit knapp 8 Metern Höhe und einem Gewicht von 16 Tonne zeigt das „eiserne“ Werk eine Szene in der Circusmanege und wurde zum beliebtesten Kunstwerk im öffentlichen Raum der katalanischen Metropole gewählt. Auch andere Großplastiken von Rolf Knie in Pfäffikon, Rapperswil und Montreal zeigen, wie wichtig es ist, eine Verbindung und ein Wirken zwischen Raum, Betrachter und Plastik zu erzeugen – ohne die Phantasie und die Vorstellung des einzelnen in feste Bahnen zu lenken. Es werden neue Empfindungen geweckt, die das Material begreifbar machen. Form und Gestaltung laden dazu ein, jede Skulptur auf ihre Art zu erfühlen und zu erfahren. Auch Rolf Knies schwergewichtige Dickhäuter aus Bronze verführen dazu, sie zu berühren und ihre Oberflächenstruktur sinnlich zu erspüren. Die bis zu 2,5 Meter großen Elefanten wollen in ihrer ganzen Dreidimensionalität erfahren und von allen Seiten betrachtet werden. Jeder veränderte Blickwinkel, jede neue Ansicht mit ihren verschiedenen Lichtwirkungen bietet ein faszinierendes Wechselspiel der Eindrücke. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die bronzene Oberfläche wandelt: silbrig-weiß, goldglänzend oder kupfer-rötlich mischt sich das Metall zu einer lebendigen Struktur. „Bronze ist dunkel und rau“, wusste schon Leonardo da Vinci, „aber sie bedeckt sich mit zahlreichen und lieblichen Farben in unendlicher Vielfalt.“ Scheinbar schwerelos balancieren die Stars der Manege auf der Circuskugeldruck und trotzen ihrer massiven Materialität. So einfühlsam, warm und spielerisch elegant sich die Tiere zeigen, kann sich der Betrachter dem Gefühl des Respektes nicht erwehren. 
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